Ministerpräsident Günther bekräftigt Forderung nach niedrigeren Stromsteuern

Günther fordert niedrigere Stromsteuern energisch.

Die Diskussion über die Stromsteuer in Deutschland hat im Frühjahr 2025 wieder begonnen: Unter der Regierung von Olaf Scholz hat die Bundesregierung die Entscheidung getroffen, die Stromsteuer nur für bestimmte Industriezweige zu senken; jedoch wächst in den Bundesländern das Bedürfnis nach einer umfassenderen Entlastung. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) äußert sich besonders laut und setzt sich für eine Stromsteuer-Senkung für alle Verbraucherinnen und Verbraucher ein. Für Günther ist es nicht nur eine Entlastung in Zeiten hoher Energiepreise; es ist auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und der wirtschaftlichen Vernunft. Die Debatte über Strompreise, Steuern und staatliche Zuschüsse ist schon lange kein technisches Randthema mehr; sie betrifft Millionen von Menschen direkt in ihrem Alltag und beeinflusst die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.

Der Hintergrund: Für 2024 hatte die Bundesregierung eine umfassende Senkung der Stromsteuer angekündigt. Im Rahmen der Haushaltsberatungen und aufgrund der angespannten Staatsfinanzen wurde das Vorhaben jedoch reduziert: Nur bestimmte Unternehmen aus energieintensiven Branchen profitieren jetzt von einer geringeren Steuerlast. Die Belastung für private Haushalte und mittelständische Betriebe bleibt hingegen wie bisher. Bundesweit ist ein Zuschuss von 6,5 Milliarden Euro geplant, um die Netzentgelte für alle Stromkunden zu reduzieren. Günther und andere Kritiker sind jedoch der Ansicht, dass diese Maßnahme nicht ausreicht, weil sie nur kurzfristig wirkt und nicht die strukturellen Probleme der hohen Strompreise angeht.

Die Forderung Schleswig-Holsteins, die Stromsteuer – wie es ursprünglich im Koalitionsvertrag vorgesehen war – für alle zu senken, hat mittlerweile auch im Bundesrat Diskussionen ausgelöst. Das nördlichste Bundesland ist der Meinung, dass eine solche Senkung nicht nur die private Nachfrage stärken, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sichern und somit dem Ziel einer sozial gerechten Entlastung näherkommen würde. Die Bundesregierung argumentiert jedoch, dass gezielte Entlastungen für energieintensive Unternehmen der Wirtschaft am meisten helfen und dass zusätzliche Entlastungen für alle Bürgerinnen und Bürger die Haushaltslage überstrapazieren würden.

Im Jahr 2025 geht es in der Diskussion um grundlegende Aspekte der deutschen Energie- und Sozialpolitik: Wer soll die Last der Energiewende und der internationalen Krisen tragen? Wie können Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit und soziale Gerechtigkeit harmonisiert werden? Und wie kann der Staat den Menschen helfen, die am stärksten unter den steigenden Energiekosten leiden? Der Streit um die Stromsteuer ist ein Symbol für größere politische Zielkonflikte geworden und stellt alle Beteiligten vor die Herausforderung, überzeugende Antworten zu finden.

Die Stromsteuer im Fokus: Entstehung, Entwicklung und Bedeutung

Die Stromsteuer, die in Deutschland seit 1999 erhoben wird, ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Stromrechnung für alle Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen. Sie gehörte ursprünglich zum "Ökosteuer"-Paket der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder. Die Absicht war, den Energieverbrauch durch finanzielle Anreize zu reduzieren und gleichzeitig die Rentenversicherung zu entlasten. Die Einnahmen aus der Stromsteuer – die im Jahr 2025 voraussichtlich rund sieben Milliarden Euro betragen werden – gehen größtenteils in den Bundeshaushalt, während ein kleiner Teil für ökologische Projekte und die Unterstützung erneuerbarer Energien verwendet wird.

In den vergangenen 25 Jahren wurde die Stromsteuer immer wieder politisch debattiert. Zu Beginn lag der Fokus auf der Ökologisierung der Steuerpolitik; im Zuge der Energiewende wurde sie jedoch immer mehr als Belastung für Verbraucher und Unternehmen angesehen. In Deutschland sind die Strompreise im europäischen Vergleich sehr hoch, was vor allem an den staatlichen Abgaben und Umlagen liegt. Etwa ein Zehntel des Gesamtpreises für Haushaltskunden entfällt auf die Stromsteuer.

Im Jahr 2025 ist die Bedeutung der Stromsteuer größer denn je: Die Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs, die anhaltend hohen Gaspreise und die beschleunigte Umstellung auf erneuerbare Energien haben den Preisdruck auf dem Strommarkt erheblich verstärkt. In vielen Haushalten und bei vielen Unternehmen sind die Stromkosten inzwischen eine erhebliche Belastung. Menschen mit niedrigem Einkommen, Familien und kleinen Betrieben sind besonders betroffen, da sie kaum Möglichkeiten haben, Einsparungen zu erzielen. Die Stromsteuer fungiert als fester Posten, der unabhängig vom Anbieter und den Netzentgelten immer anfällt.

In diesem Zusammenhang gilt die Stromsteuer immer mehr als ein Instrument, um kurzfristig und ohne großen bürokratischen Aufwand Entlastung zu schaffen. Alle anderen Bestandteile des Strompreises – wie die Beschaffungskosten oder Netzentgelte – sind schwerer zu beeinflussen, während der Bundesgesetzgeber allein die Gestaltung der Stromsteuer in der Hand hat. Das macht sie zu einem wichtigen Werkzeug in der gegenwärtigen Diskussion über faire und nachhaltige Energiepreise. Die Forderung nach einer Senkung der Stromsteuer für alle ist also nicht nur ein kurzfristiges Anliegen; es ist Teil einer grundlegenden Diskussion über die Verteilung der Kosten der Energiewende und des sozialen Ausgleichs in Zeiten hoher Inflation.

Die Position von Ministerpräsident Günther: Argumente und Motivation

In den letzten Monaten hat Daniel Günther, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, sich als einer der bekanntesten Unterstützer einer Stromsteuerabsenkung für alle Verbraucherinnen und Verbraucher gezeigt. Der CDU-Politiker ist sich sicher, dass die Belastungen durch die hohen Energiepreise nicht von einzelnen Branchen oder Bevölkerungsgruppen allein getragen werden dürfen. In einem Gespräch mit dem "Hamburger Abendblatt" unterstrich Günther, dass eine umfassende Stromsteuerabsenkung Unternehmen und privaten Haushalten gleichermaßen zugute kommen sollte. Deshalb hat Schleswig-Holstein das Thema erneut im Bundesrat eingebracht und fordert eine kurzfristige Umsetzung.

Günther betrachtet die Stromsteuer als ein zentrales Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung und die soziale Stabilität. Seiner Meinung nach ist die Senkung der Steuer für alle Kunden wichtiger als andere entlastende Maßnahmen, wie die von Bayern geforderte und umgesetzte Mütterrente. Eine allgemeine Senkung der Stromsteuer würde die breite Bevölkerung erreichen und wäre sozial gerechter, während diese gezielt einzelne Gruppen unterstützt. Angesichts der wachsenden Energiearmut und der wirtschaftlichen Unsicherheit sei eine solche Entlastung dringend notwendig.

Günthers Antrieb ist allerdings nicht nur durch sozialpolitische Aspekte bedingt. Als das windstärkste Bundesland ist Schleswig-Holstein ein wichtiger Standort für die Energiewende, aber es profitiert nicht automatisch von niedrigeren Strompreisen. Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, sind zahlreiche Unternehmen des Landes – von der Nahrungsmittelindustrie bis zur Elektrotechnik – auf wettbewerbsfähige Energiepreise angewiesen. Eine Reduzierung der Stromsteuer würde die Standortbedingungen verbessern und Arbeitsplätze sichern. Der Aufschwung der Elektromobilität und die zunehmende Nutzung von Wärmepumpen machen günstigen Strom für die Menschen im Norden besonders wichtig.

Außerdem führt Günther aus, dass die Bundesregierung verpflichtet sei, den Koalitionsvertrag einzuhalten. Ursprünglich war eine Stromsteuer-Senkung für alle dort vereinbart worden. Seiner Meinung nach steht die derzeitige Einschränkung auf bestimmte Unternehmen im Widerspruch zu den Vereinbarungen und ignoriert zudem die soziale Balance. Deshalb verfolgt Schleswig-Holstein das Ziel, die umfassende Steuerentlastung wieder einzuführen und die Strompreiskrise nachhaltig zu lösen.

Die Entscheidung der Bundesregierung: Zuschüsse statt Steuersenkung

Im Herbst 2024 hat die Bundesregierung nach langen Verhandlungen beschlossen, die Stromsteuer nicht für alle flächendeckend zu senken. Ab Anfang 2025 erhalten nur ausgewählte, besonders energieintensive Unternehmen eine reduzierte Stromsteuer. Ab Januar 2025 wird es zusätzlich einen Bundeszuschuss in Höhe von 6,5 Milliarden Euro geben, um die Netzentgelte für alle Stromkunden zu senken. Das Ergebnis schwieriger Haushaltsberatungen und der Abwägung zwischen wirtschaftlicher Unterstützung und finanzieller Solidität des Bundes ist diese Kombination aus gezielter Steuererleichterung und staatlichem Zuschuss.

Die Bundesregierung führt mehrere Gründe an, um diese Entscheidung zu erklären. Zunächst einmal ist die Haushaltslage angespannt: Die hohen Kosten für die Energiepreisbremse und den Inflationsausgleich in den Jahren 2022 bis 2024 haben den finanziellen Spielraum stark eingeengt. Eine umfassende Reduzierung der Stromsteuer für alle Verbraucherinnen und Verbraucher würde die Staatskasse jährlich mit Milliardenbeträgen belasten. Zweitens ist die Bundesregierung der Ansicht, dass die gezielte Unterstützung energieintensiver Unternehmen als beste Maßnahme zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie angesehen werden kann. Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, sind diese Unternehmen besonders gefordert und benötigen niedrige Energiekosten.

Um zu vermeiden, dass die Kosten für den Netzausbau und die Infrastrukturmodernisierung direkt den Verbraucherinnen und Verbrauchern aufgebürdet werden, gibt es den Bundeszuschuss für die Netzentgelte. Inzwischen machen Netzentgelte einen erheblichen Teil des Strompreises aus, besonders in Gebieten mit viel Wind- und Solarstrom, wie zum Beispiel Schleswig-Holstein. Die Netzkosten sollen durch den Zuschuss stabilisiert und extreme Preisschwankungen verhindert werden. Ein Gesetzentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums wird Anfang 2025 im Bundestag behandelt.

Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass dieser Ansatz auf die kurze Frist ausgelegt ist und keine langfristige Lösung für die strukturell hohen Strompreise bietet. Die Unterstützung von Unternehmen mit hohem Energieverbrauch führe zu Wettbewerbsverzerrungen und lasse einen Großteil der Bevölkerung unberücksichtigt. Die Wirkung des Bundeszuschusses ist ebenfalls umstritten: Obwohl alle Stromkunden von den gesenkten Netzentgelten profitieren, bleibt die Stromsteuer als fester Bestandteil der Rechnung bestehen. Das stellt für viele weiterhin eine erhebliche finanzielle Belastung dar, insbesondere weil andere Kosten wie der CO₂-Preis und die Mehrwertsteuer unverändert geblieben sind.

Die Situation der Verbraucher: Belastungen, Armutsrisiko und Entlastungsbedarf

Im Jahr 2025 sind die Folgen der hohen Strompreise für die Verbraucherinnen und Verbraucher deutlich zu erkennen. Wie das Statistische Bundesamt errechnet hat, geben private Haushalte mittlerweile durchschnittlich 6,7 Prozent ihres monatlichen Nettoeinkommens für Energie aus – ein Rekordwert. In den letzten drei Jahren sind die Stromkosten um über 30 Prozent gestiegen. Neben den gestiegenen Beschaffungskosten sind vor allem staatliche Abgaben und Steuern die Haupttreiber, wobei die Stromsteuer einen erheblichen Anteil daran hat.

Haushalte mit geringem oder mittlerem Einkommen sind besonders betroffen. Ihrer Haushaltslage nach sind die Ausgaben für Energie bei ihnen überdurchschnittlich hoch. Im Jahr 2025 hat die Armutsgefährdungsquote aufgrund der hohen Energiekosten – häufig als "Energiearmut" bezeichnet – einen neuen Höchststand erreicht. Nach den Schätzungen der Caritas und des Deutschen Mieterbundes haben etwa 13 Prozent der Haushalte große Schwierigkeiten, ihre Energierechnungen zu bezahlen; Rückstände und Sperrandrohungen häufen sich. Familien mit Kindern, Alleinerziehende und Senioren sind besonders gefährdet.

Eine der größten Herausforderungen der Energiepolitik ist es, die Kostenbelastung sozial auszugleichen. Die bisherigen Entlastungsmaßnahmen, wie Einmalzahlungen, Wohngeld-Plus oder der Heizkostenzuschuss, reichen laut vieler Verbände nicht aus. Ihre Kritik richtet sich gegen die Stromsteuer, die als pauschale Abgabe unabhängig vom Verbrauch erhoben wird und somit gerade Haushalte mit geringem Einkommen überproportional belastet. Eine kurzfristige Entlastung und Senkung des Armutsrisikos könnte durch eine Stromsteuerreduktion erreicht werden.

Die hohen Strompreise setzen auch kleinen Unternehmen und dem Mittelstand zu. Im Jahr 2025 sind die Energiekosten für viele Bäckereien, Handwerksbetriebe oder Einzelhändler zur Existenzfrage geworden. Ihre Möglichkeit, Mehrkosten an die Kunden weiterzugeben, ist begrenzt, und dadurch verlieren Sie gegenüber ausländischen Wettbewerbern. Aus diesem Grund wird die Forderung nach einer umfassenden Stromsteuersenkung auch von der Wirtschaft unterstützt. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) haben immer wieder gefordert, dass eine spürbare Entlastung umgesetzt werden sollte.

Die Sicht der Wirtschaft: Wettbewerbsfähigkeit und Standortfaktoren

Im Jahr 2025 wird die deutsche Wirtschaft vor großen Herausforderungen stehen. Nicht nur energieintensive Industrien sind von den hohen Strompreisen betroffen; auch der Mittelstand und kleine Unternehmen spüren die Belastung zunehmend. Ein Blick über die Grenze offenbart: Dank staatlicher Maßnahmen und niedriger Abgaben haben Länder wie Frankreich oder Schweden deutlich günstigere Strompreise, während Deutschland für industrielle Stromkunden eines der teuersten Länder ist. Die Stromsteuer trägt dazu erheblich bei, vor allem weil sie nicht an den tatsächlichen Verbrauch oder die Belastungsfähigkeit der Unternehmen gekoppelt ist.

Die hohen Energiekosten gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. Seit vielen Jahren berichten Industrien wie Chemie, Stahl, Papier oder Glas von Standortverlagerungen und einem Rückgang der Investitionen. Eine Umfrage des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) zeigt, dass 62 Prozent der Unternehmen die Energiekosten als das größte Investitionshemmnis betrachten. Selbst der Maschinenbau und die Automobilindustrie schlagen Alarm wegen einer schwindenden Innovationskraft und abwandernder Arbeitsplätze. Obwohl die Bundesregierung eine Reduzierung der Stromsteuer für Unternehmen mit besonders hohem Energieverbrauch beschlossen hat, betrifft dies viele Mittelständler und "Hidden Champions" nicht.

Auch die Arbeitgeberverbände unterstützen die Forderung nach einer allgemeinen Stromsteuersenkung. Ihr Argument besagt, dass eine umfassende Entlastung die Standortattraktivität Deutschlands verbessern und Investitionen in Zukunftstechnologien fördern würde. Im Rahmen der Umstellung auf klimaneutrale Produktion sind Firmen auf günstigen Strom angewiesen, beispielsweise für Elektroofen, Wärmepumpen oder um grünen Wasserstoff zu erzeugen. Ein hoher Strompreis bremst Innovation und gefährdet die Klimaziele, weil Unternehmen fossilen Alternativen ausweichen könnten.

Die regionale Perspektive ist ebenfalls wichtig: Bundesländer wie Schleswig-Holstein, die erhebliche Mengen an erneuerbarer Energie erzeugen, profitieren nicht automatisch von niedrigen Preisen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Netzentgelte sind dort besonders hoch, weil Strom über große Distanzen transportiert werden muss. Eine Reduzierung der Stromsteuer würde gerade in diesen Gebieten für Entlastung sorgen und könnte die Akzeptanz der Energiewende verbessern. Deshalb fordern Industrie- und Handelskammern sowie die Gewerkschaften ein Umdenken in der Steuerpolitik und eine Rückkehr zu einer breiteren Entlastung.

Die Positionen im Bundesrat: Länderinteressen und politische Konflikte

Die Diskussion über die Stromsteuer ist im Bundesrat zu einem der wichtigsten Streitpunkte zwischen Bund und Ländern geworden. In der Länderkammer hat Schleswig-Holstein das Thema wieder aufgegriffen und fordert, dass alle Stromkunden so schnell wie möglich eine Senkung erhalten. Auch die norddeutschen Bundesländer Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen schließen sich dieser Forderung an, weil sie durch hohe Netzentgelte und eine starke Industrie besonders betroffen sind. Die Länder sind der Meinung, dass eine generelle Stromsteuersenkung ein deutliches Zeichen für soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Vernunft wäre.

Andererseits gibt es Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg, die auf gezielte Maßnahmen setzen und weitere Ausnahmen für ihre Industrie verlangen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat sich auch mit der Forderung nach einer Erweiterung der "Mütterrente" durchgesetzt; er sieht darin einen größeren Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit als mit einer pauschalen Stromsteuersenkung. Die Interessen der Länder stehen somit in enger Verbindung mit der Wirtschaftsstruktur und den sozialen Herausforderungen, die dort vorzufinden sind.

Die Bundesregierung steht im Bundesrat unter Druck, weil sie auf dessen Zustimmung angewiesen ist. Obwohl das Entlastungspaket für die Industrie und der Bundeszuschuss zu den Netzentgelten grundsätzlich anerkannt werden, empfinden viele Länder es als eine kurzfristige Lösung. Sie verlangen, dass man zur im Koalitionsvertrag vereinbarten Stromsteuersenkung für alle zurückkehrt. Die Diskussion spiegelt auch die föderale Struktur Deutschlands wider: Obwohl die Energiepolitik größtenteils Bundessache ist, sind die Auswirkungen regional sehr unterschiedlich.

Deshalb hat der Bundesrat intensiv über die Kostenverteilung und die soziale Balance diskutiert. Einige Länder bringen die Idee ins Spiel, die Stromsteuer zumindest für private Haushalte mit niedrigem Einkommen oder für kleine Unternehmen deutlich zu reduzieren. Es gibt auch Stimmen, die eine Verbrauchsabhängige Staffelung der Steuer oder eine stärkere Berücksichtigung ökologischer Aspekte fordern. Die Bundesregierung hat angekündigt, die Vorschläge der Länder zu prüfen, bleibt jedoch auf Kurs, um keine zusätzlichen Belastungen für den Bundeshaushalt zu verursachen. In den kommenden Sitzungswochen des Bundesrates wird sich zeigen, ob es eine Mehrheit für eine umfassendere Stromsteuersenkung gibt.

Die Rolle der Sozialverbände: Kritik und alternative Vorschläge

Sozialverbände wie der Paritätische Gesamtverband, der Deutsche Caritasverband und die Arbeiterwohlfahrt (AWO) haben die Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht für alle zu senken, heftig kritisiert. Ihr Argument lautet, dass die derzeitige Entlastungspolitik die Menschen, die am stärksten unter den hohen Energiepreisen leiden, nicht ausreichend erreicht. Obwohl die pauschalen Zuschüsse zur Dämpfung der Netzentgelte einen Fortschritt darstellen, sind sie nicht ausreichend, um Energiearmut effektiv zu bekämpfen.

Stattdessen verlangen die Sozialverbände eine gezielte und nachhaltige Entlastung für Haushalte mit geringem und mittlerem Einkommen. Ihr Vorschlag ist, die Stromsteuer entweder komplett abzuschaffen oder sie zumindest für die ersten 2.000 Kilowattstunden pro Haushalt im Jahr zu erlassen. So würden ausgerechnet die Familien, die wenig Strom verbrauchen und bereits sparsam wirtschaften, am meisten profitieren. Die Verbände machen darauf aufmerksam, dass die Stromsteuer derzeit unabhängig vom Verbrauchsniveau erhoben wird, was bedeutet, dass es keine Anreize zum Energiesparen gibt. Sie halten eine Staffelung nach Verbrauch oder einen Freibetrag für sozial gerechter.

Ebenso wird über die Finanzierung der Entlastungsmaßnahmen diskutiert. Sozialverbände empfehlen, die Einnahmeausfälle durch eine Stromsteuersenkung mit einer stärkeren Besteuerung von klimaschädlichen Subventionen oder einer Erhöhung des Spitzensteuersatzes auszugleichen. In Zeiten hoher Inflation und steigender Energiepreise ist es laut ihnen besonders wichtig, dass der Staat die soziale Balance wahrt und Armut verhindert. Man müsse zugunsten der Schwächeren entscheiden, wenn es um die Abwägung zwischen Haushaltsdisziplin und sozialer Gerechtigkeit gehe.

Die Sozialverbände finden mit ihrer Kritik Unterstützung von zahlreichen Verbraucherorganisationen und dem Deutschen Mieterbund. Sie verlangen, dass die Senkung der Stromsteuer umgehend umgesetzt wird, und brauchen einen klaren Fahrplan zur weiteren Entlastung der Haushalte. Auch die Opposition im Bundestag, vor allem die Unionsfraktion und die Linke, hat sich diesen Forderungen angeschlossen und fordert Nachbesserungen. Damit wächst der Druck auf die Bundesregierung, ihre Energie- und Sozialpolitik an den Bedürfnissen der Bevölkerung auszurichten und die Stromsteuer als zentrales Instrument zur Entlastung zu nutzen.

Perspektiven für die Energiepolitik: Reformbedarf und Zukunftsaussichten

Die Diskussion über die Stromsteuer ist ein Bestandteil der grundlegenden Debatte über die Zukunft der Energiepolitik in Deutschland. Im Jahr 2025 wird Deutschland die Herausforderung meistern müssen, die Ziele der Energiewende mit den Bedürfnissen von Wirtschaft und Sozialstaat zu vereinen. Die hohen Strompreise sind nicht nur das Resultat gestiegener Beschaffungskosten; sie entstehen auch durch ein komplexes Geflecht aus Steuern, Abgaben und Umlagen. Aus diesem Grund sprechen zahlreiche Fachleute für eine umfassende Reform der Strompreisstruktur.

Eine wichtige Forderung ist es, den Strompreis von staatlichen Abgaben zu entlasten. Wichtige Faktoren sind neben der Stromsteuer vor allem die Netzentgelte, der CO₂-Preis und die Mehrwertsteuer. Die Bundesregierung hat mit dem Bundeszuschuss für die Netzentgelte einen ersten Schritt gemacht, aber dessen Wirkung ist begrenzt und nur vorübergehend. Eine grundlegende Neustrukturierung der Energieabgaben wäre nötig, um eine dauerhafte Entlastung zu erreichen. Hierzu stehen unterschiedliche Ansätze zur Debatte: angefangen bei der Abschaffung der Stromsteuer bis hin zu einer höheren Finanzierung der Energiewende aus dem Bundeshaushalt.

Die Unterstützung erneuerbarer Energien und die Netzmodernisierung sind ebenfalls wesentliche Aufgaben. Die Kosten für den Ausbau der Wind- und Solarenergie sowie für die Umgestaltung der Netzinfrastruktur werden direkt im Strompreis abgebildet. Die Politik muss die Herausforderung meistern, die Kosten der Energiewende sozial gerecht zu verteilen und gleichzeitig sicherstellen, dass die Bevölkerung sie akzeptiert. Die Stromsteuer zu senken, wäre ein gutes Zeichen für mehr Gerechtigkeit und wirtschaftliche Vernunft.

Die Zukunft ist ungewiss: Während die Bundesregierung unbeirrt an ihrer Linie festhält, wächst der Druck aus den Ländern, von Sozialverbänden und der Wirtschaft. In den kommenden Monaten wird sich herausstellen, ob eine umfassendere Entlastung umgesetzt werden kann und welche Bedeutung die Stromsteuer in der Energiepolitik der nächsten Jahre haben wird. Eindeutig: Die Verteilung der Kosten der Energiewende wird auch im Jahr 2025 eine der wichtigsten sozial- und wirtschaftspolitischen Herausforderungen für die Bundesrepublik sein.