Start ins neue Schuljahr in Hamburg: Kaum offene Lehrerstellen

Lehrer begrüßen Schüler zum Schulstart.

Die Sommerferien sind vorbei, und in Hamburg startet eines der wichtigsten Schuljahre der letzten Jahrzehnte. Die Hansestadt verzeichnet im Jahr 2025 mit etwa 273.000 Schülerinnen und Schülern eine Rekordzahl, die zuletzt vor über 40 Jahren beobachtet wurde. Während in zahlreichen anderen Bundesländern der Beginn des neuen Schuljahres von besorgniserregenden Meldungen über einen erheblichen Lehrermangel geprägt ist, ist die Lage in Hamburg hingegen vergleichsweise ruhig. Die Schulbehörde gibt zum Stichtag nur 58 unbesetzte Lehrerstellen an. Weniger als 0,3 Prozent der insgesamt 16.123 Stellen sind somit vakant. Im starken Gegensatz dazu stehen die Zahlen aus Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Berlin oder Sachsen, wo Hunderte oder sogar Tausende von Stellen unbesetzt sind und Unterrichtsausfälle häufig vorkommen.

Der erfolgreiche Start in Hamburg ist kein Zufall; er ist das Ergebnis einer durchdachten langfristigen Personalstrategie. Über Jahre hat die Schulbehörde gezielt die Ausbildung und Gewinnung von Lehrkräften gefördert, unterstützt Quereinsteiger und investiert in attraktive Arbeitsbedingungen. Außerdem wird die Personalentwicklung aktiv gefördert, indem beispielsweise Stellen für Lehrkräfte freigehalten werden, die nach Elternzeit oder Auslandsaufenthalt zurückkommen. Trotz der relativ guten Versorgung gibt es auch in Hamburg Herausforderungen: Es gibt nur wenige offene Stellen, und diese beziehen sich auf bestimmte Schulformen und Fächer. Betroffen sind vor allem Sonderpädagogik sowie einige Naturwissenschaften wie Chemie und Physik.

Eine differenzierte Realität steckt hinter den Zahlen: Obwohl die Schüler in den Hauptfächern wie Mathematik, Deutsch und Englisch meist zuverlässig unterrichtet werden, berichten Schülervertretungen von Lücken im Angebot der Nebenfächer. Dabei sind vor allem Naturwissenschaften und musische Fächer betroffen. Thorben Bauer, der Vorsitzende der Schüler:innenkammer Hamburg, betont, dass die Einführung des neuen Pflichtfachs Informatik eine große Herausforderung ist. Von den mehr als 600 Lehrkräften, die in diesem Schuljahr neu eingestellt wurden, sind lediglich sechs für den Fachbereich Informatik qualifiziert. Die Bildungssenatorin Ksenija Bekeris weist jedoch auf die bestehenden Qualifizierungsmaßnahmen und die bereits ausgebildeten Informatiklehrkräfte hin.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) äußert sich dazu. Obwohl sie die Entwicklung in Hamburg grundsätzlich positiv bewertet, kritisiert sie den zunehmenden Einsatz von Vertretungslehrkräften und von Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern ohne abgeschlossene Lehramtsausbildung. An manchen Schulen wird ein erheblicher Teil des Unterrichts von Vertretungslehrern erteilt, was möglicherweise die Unterrichtsqualität beeinträchtigt. Trotz allem ist Hamburg im bundesweiten Vergleich eine positive Ausnahme. Die Hamburger Bildungspolitik muss sich jedoch auch mit den Herausforderungen durch die steigenden Schülerzahlen, neue Bildungsanforderungen und den demografischen Wandel auseinandersetzen.

Die Hintergründe, Herausforderungen und Perspektiven des Hamburger Schulstarts 2025 werden in acht Abschnitten ausführlich betrachtet.

Rekordandrang an Hamburgs Schulen – Eine Herausforderung für das Schulsystem

Zum Beginn des neuen Schuljahres 2025 ist der Andrang an Hamburgs Schulen so hoch wie nie zuvor. Den Informationen der Schulbehörde zufolge werden etwa 273.000 Schülerinnen und Schüler an den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen erwartet. Über 40 Jahre sind vergangen, ohne dass wir diesen Wert erreicht haben, und er ist das Produkt verschiedener demografischer Einflüsse. Einerseits bewirkt der fortwährende Zustrom in die Hansestadt, vor allem von jungen Familien, dass die Schülerzahlen steigen. Ebenfalls ist die positive Entwicklung der Geburtenrate der letzten Jahre jetzt in den Schulen zu beobachten. Darüber hinaus gibt es Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien, die in Hamburg neu angesiedelt sind und in die Bildungssysteme integriert werden müssen.

Die erheblichen Herausforderungen, die durch den starken Anstieg der Schülerzahlen an das Schulsystem gestellt werden, sind nicht zu übersehen. Vor allem in den Grundschulen und den weiterführenden Stadtteilschulen ist der Druck auf die Kapazitäten enorm. Überfüllte Klassenräume, ausgelastete Schulgebäude und ein steigender Raumbedarf sind Berichte, die viele Schulen betreffen. Die Stadt hat darauf reagiert und hat in den letzten Jahren kräftig in den Ausbau von Schulgebäuden investiert. Der Neubau, Erweiterungen und die Modernisierung bestehender Schulen sind Bestandteil eines umfassenden Investitionsprogramms, das auch im Jahr 2025 fortgeführt wird. Trotz allem ist die Raumsituation angespannt, insbesondere in den wachsenden Stadtteilen wie Altona, Eimsbüttel und Hamburg-Nord.

Auch die personelle Ausstattung ist neben der baulichen Infrastruktur von zentraler Bedeutung. Um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden, hat die Stadt in den letzten Jahren die Anzahl der Lehrerstellen kontinuierlich erhöht. Um den Lehrkräftebedarf zu decken, wurden gleichzeitig Programme zur Qualifizierung von Quereinsteigern und Seiteneinsteigern gestartet. Um Kinder mit Migrationshintergrund und besonderem Förderbedarf erfolgreich zu integrieren, braucht es spezialisierte Fachkräfte, wie in der Sprachförderung oder Sonderpädagogik. Der Anstieg der Schülerzahlen bringt eine größere Heterogenität der Schülerschaft mit sich, was neue pädagogische Konzepte und eine stärkere Individualisierung des Unterrichts erforderlich macht.

Eine wachsende Anzahl von Schülerinnen und Schülern bedeutet auch, dass es organisatorische Herausforderungen gibt. Es ist die Aufgabe der Schulbehörde, dass alles rund um Versetzungen, Anmeldungen und die Zuordnung zu den Schulformen ohne Probleme funktioniert. Jedes Jahr ist es eine logistische Herausforderung, in beliebten Stadtteilen Schulplätze zu vergeben. Eltern und Schüler erwarten Verfahren, die transparent und fair sind und die unterschiedlichen Bedürfnisse berücksichtigen. Aus diesem Grund setzt die Schulbehörde immer mehr auf digitale Abläufe und eine enge Zusammenarbeit mit den Schulen.

Der Rekordandrang an Hamburgs Schulen zeigt, wie attraktiv die Stadt ist und wie gut ihre Bildungspolitik funktioniert. Er macht auch klar, dass das Schulsystem immer wieder an seine Grenzen stößt und es ständige Anpassungen und Investitionen braucht. Der Schulstart im Jahr 2025 wird somit zu einem entscheidenden Indikator für die Zukunftsfähigkeit des Hamburger Bildungssystems.

Lehrerstellen in Hamburg – Zahlen, Fakten und Hintergründe zum Personalstand

Im bundesweiten Vergleich ist Hamburg als Vorreiter in der Besetzung von Lehrerstellen zu sehen. Zum Beginn des Schuljahres 2025 sind laut der Schulbehörde 16.123 Lehrerstellen eingerichtet worden. Von diesen Stellen sind nur 58 aktuell unbesetzt. Damit ist es mit weniger als 0,3 Prozent weit unter dem Bundesdurchschnitt. In vielen anderen Bundesländern beklagen Schulen einen akuten Lehrkräftemangel, der zu Unterrichtsausfällen, größeren Klassen und einer Verschlechterung der Unterrichtsqualität führt. In Hamburg ist die Lehrerversorgung weitgehend stabil.

Eine langfristige Personalpolitik ist der Grund für die vergleichsweise geringe Zahl unbesetzter Stellen. Die Stadt hat proaktiv auf den demografischen Wandel reagiert, indem sie die Ausbildungskapazitäten an den Hochschulen erweitert hat. Es wurden außerdem gezielte Aktionen zur Rekrutierung von Quereinsteigern aus anderen Berufen und Ländern umgesetzt. Diese Programme bieten hochqualifizierten Fachkräften die Chance, über einen strukturierten Qualifizierungsprozess in den Lehrerberuf einzusteigen. In den Mangelfächern Mathematik, Informatik und den Naturwissenschaften sind Quereinsteiger eine bedeutende Ergänzung zum klassischen Lehramtsstudium.

Neben der aktiven Rekrutierung setzt Hamburg ebenfalls auf eine vorausschauende Personalentwicklung. Um Lehrkräften, die aus der Elternzeit, einem Sabbatical oder einem Auslandsaufenthalt zurückkehren, den Wiedereinstieg zu erleichtern, halten viele Schulleitungen Stellen bewusst vakant. Selbst Lehramtsanwärterinnen und -anwärter, die kurz vor dem Ende ihres Referendariums stehen, finden schon Berücksichtigung in der Personalplanung. So wird eine flexible und bedarfsgerechte Steuerung des Personals ermöglicht, was den Bedarf an kurzfristigen Vertretungen minimiert und die Planungssicherheit für die Schulen verbessert.

Außerdem hebt die Schulbehörde hervor, dass alle Schulen ausreichend mit sogenannten Vertretungsmitteln ausgestattet sind. Schulleitungen haben die Möglichkeit, kurzfristig Vertretungslehrkräfte einzustellen, um Ausfälle durch Krankheit, Elternzeit oder andere Gründe zu kompensieren, und zwar im Rahmen der schuleigenen Budgets. Dank dieser Flexibilität kann der Unterrichtsbetrieb auch bei unvorhergesehenen Personalengpässen aufrechterhalten werden.

Obwohl die Versorgung insgesamt als gut gilt, variieren die Bedingungen zwischen den verschiedenen Schulformen und Fächern. Von den 58 unbesetzten Stellen befinden sich die meisten an Grundschulen (20) und Sonderschulen (18). In den Stadtteilschulen fehlen 11 Lehrkräfte, in den Gymnasien sind es 8 und in den Berufsschulen fehlt eine Lehrkraft. Die Verteilung der offenen Stellen zeigt die speziellen Herausforderungen in diesen Schulbereichen, wie den höheren Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung oder den steigenden Anforderungen durch Inklusion und Sprachförderung.

Die Personalstandszahlen belegen, dass Hamburg im Jahr 2025 gut positioniert ist, aber dennoch gefordert bleibt. Eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Lehrerversorgung zu gewährleisten, bleibt eine der wichtigsten Aufgaben der Schulpolitik.

Schwerpunktfächer im Lehrermangel – Wo am meisten gesucht wird

Obwohl Hamburg im bundesweiten Vergleich gut abschneidet, sind die wenigen offenen Lehrerstellen nicht über alle Fächer gleich verteilt. Wenn man die Bedarfslage zum Beginn des Schuljahres 2025 genau betrachtet, erkennt man, dass vor allem bestimmte Schwerpunktfächer betroffen sind. Laut der Schulbehörde sind die meisten der 58 unbesetzten Stellen nicht fächerspezifisch, sondern allgemein ausgeschrieben. Es bestehen jedoch gezielte Engpässe, insbesondere in der Sonderpädagogik, in den Fächern Deutsch und den Naturwissenschaften.

Der Bedarf an Lehrkräften für Sonderpädagogik ist besonders hoch. In diesem Bereich gibt es sechs offene Stellen. Der Hintergrund ist die immer weiter voranschreitende Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit besonderem Förderbedarf. In den letzten Jahren sind die Anforderungen an die sonderpädagogische Unterstützung deutlich gestiegen. Neben der Eingliederung von Kindern mit Behinderungen gewinnen auch Sprachförderung, psychische Gesundheit und soziale Integration zunehmend an Bedeutung. Da es aufwendig ist und mehrere Jahre dauert, entsprechende Fachkräfte auszubilden, wird der Bedarf wohl mittelfristig weiter steigen.

Im Fach Deutsch werden derzeit vier weitere Lehrkräfte gesucht. Einer der Gründe dafür ist die zunehmende Zahl von Kindern mit nicht-deutscher Muttersprache, die eine intensive Sprachförderung brauchen. Der gestiegenen Anforderungen in den Bereichen Leseförderung, Medienkompetenz und Sprachbildung haben ebenfalls zu diesem erhöhten Bedarf beigetragen. So bleibt Deutsch ein wichtiges Fach, das über den schulischen Erfolg vieler Schülerinnen und Schüler entscheidet.

Selbst in den Naturwissenschaften sind gezielte Engpässe vorhanden: Für die Fächer Musik, Englisch und Chemie werden jeweils zwei Lehrkräfte gesucht. Es gibt je eine Stelle für Physik, Politik-Gesellschaft-Wirtschaft (PGW), Sachkunde und Französisch. Die Herausforderungen, diese Positionen zu besetzen, sind nicht nur in Hamburg zu beobachten, sondern sind ein bundesweiter Trend. Der Lehrermangel in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) ist seit Jahren ein erhebliches Problem. Es gibt zahlreiche Gründe: Einerseits sind die Absolventenzahlen in diesen Fächern gering, andererseits sind die Möglichkeiten außerhalb des Schuldienstes für Naturwissenschaftler und Informatiker oft sehr verlockend.

Die Situation wird durch die Einführung des Pflichtfachs Informatik an weiterführenden Schulen ab 2025 zusätzlich verschärft. Trotz der Tatsache, dass seit dem letzten Jahr 195 neue Lehrkräfte für Informatik ausgebildet wurden und etwa 340 Informatikerinnen und Informatiklehrer bereits im System tätig sind, ist der Bedarf weiterhin hoch. Die rasante Entwicklung der Technologie und die Bedürfnisse der digitalen Bildung machen die Informatik zu einem wichtigen Bestandteil der Schulentwicklung.

Um dem Mangel an Fachlehrern zu begegnen, setzt die Schulbehörde auf verschiedene Maßnahmen. Neben der gezielten Ausbildung und Fortbildung von Lehrkräften werden Quereinsteigerprogramme sowie Kooperationen mit Hochschulen und Unternehmen erweitert. Langfristig soll der Unterricht in den Schwerpunktfächern gesichert werden, um die Qualität der Bildung in Hamburg weiter zu verbessern.

Vertretungslehrer und befristete Verträge – Flexibilität und ihre Grenzen

Eine zentrale Herausforderung für die Hamburger Schulen ist es, trotz Krankheit, Elternzeit und anderen Ausfällen einen reibungslosen Schulbetrieb zu gewährleisten. Dabei sind Vertretungslehrer und befristete Verträge von großer Bedeutung. Laut der Schulbehörde sind im Jahr 2025 alle Hamburger Schulen ausreichend mit sogenannten Vertretungsmitteln ausgestattet. Das bedeutet, dass Schulen kurzfristig Lehrkräfte über ihre Budgets einstellen können, um unerwartete Personalengpässe zu überbrücken. In Phasen hoher Fluktuation, wie zu Beginn oder am Ende des Schuljahres, ist diese Flexibilität besonders wichtig.

In unterschiedlichen Situationen werden Vertretungslehrer eingesetzt. Sie vertreten oft Kolleginnen und Kollegen, die sich in Elternzeit oder auf längere Krankheitsfälle befinden. Vertretungsverträge kommen auch zwischen dem Ausscheiden einer Lehrkraft und der Neubesetzung der Stelle zum Einsatz. Nach Angaben der Schulbehörde enden befristete Verträge normalerweise, wenn der Grund für die Vertretung wegfällt – zum Beispiel, wenn die reguläre Lehrkraft zurückkommt oder eine neue unbefristete Lehrkraft eingestellt wird. Die Entscheidung, ob befristete Lehraufträge erneut vergeben werden, liegt bei den Schulen und hängt vom konkreten Bedarf ab.

Die Praxis der befristeten Anstellungen ist jedoch nicht ohne Kontroversen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) übt Kritik daran, dass an manchen Schulen ein großer Teil des Unterrichts von Vertretungslehrkräften oder von Studierenden ohne abgeschlossene Lehramtsausbildung erteilt wird. Vor allem in Mangelfächern und bei kurzfristigen Ausfällen gestaltet sich die Suche nach qualifizierten Ersatzlehrkräften häufig als schwierig. So kann es passieren, dass Unterricht ausfällt oder nicht wie gewohnt in der gewohnten Qualität stattfindet. Aus diesem Grund fordert die GEW, dass man sich mehr auf unbefristete Einstellungen und die langfristige Qualifizierung des Lehrpersonals konzentriert.

Laut der Schulbehörde sind die befristeten Verträge in Hamburg im Vergleich zu anderen Bundesländern selten, und es gibt einen kontinuierlichen Anstieg der unbefristet beschäftigten Lehrkräfte. Die Behörde verfolgt seit Jahren das Ziel, Lehrkräfte unbefristet einzustellen, wann immer es die rechtlichen Rahmenbedingungen erlauben. Schaffung von Planungssicherheit für Schulen und Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs sind die Ziele.

In der Realität ist die Flexibilität, die Vertretungslehrer bieten, jedoch unerlässlich. In Zeiten hoher Belastung oder bei unvorhergesehenen Ausfällen – wie etwa bei der Umsetzung neuer Bildungspläne oder der Integration großer Schülergruppen – sind befristete Anstellungen ein wichtiges Hilfsmittel. Es gilt, ein Gleichgewicht zwischen Flexibilität und Kontinuität zu finden und die Unterrichtsqualität auch unter schwierigen Bedingungen zu gewährleisten.

Schülerperspektive: Unterrichtsqualität und Nebenfächer im Fokus

Die Situation der Lehrerversorgung in Hamburg beurteilen nicht nur Verwaltung und Politik; die Schülerinnen und Schüler erleben sie direkt. Zum Beginn des Schuljahr 2025 äußern sich zahlreiche Schülervertretungen vor allem zu den Folgen des Lehrermangels in den Nebenfächern. Während der Unterricht in den Hauptfächern wie Mathematik, Deutsch und Englisch weitgehend stabil ist, klagen viele Schülerinnen und Schüler über Lücken im Angebot der Naturwissenschaften, der musischen Fächer und zunehmend auch im Bereich Informatik.

Thorben Bauer, der Vorsitzende der Schüler:innenkammer Hamburg, betont, dass der Mangel an ausgebildeten Lehrkräften in den Nebenfächern besonders deutlich zu merken ist. Es ist leider oft der Fall, dass der Unterricht in Fächern wie Chemie oder Physik reduziert oder von Vertretungslehrern übernommen wird, die nicht immer die erforderliche Fachqualifikation besitzen. Infolgedessen werden Unterrichtsinhalte nur oberflächlich behandelt oder praktische Experimente entfallen ganz. Insbesondere in Fächern, die stark auf praktische Anwendung angewiesen sind, kann dies die Motivation der Schülerinnen und Schüler mindern und zu Wissenslücken führen.

Selbst in den Fächern Musik, Kunst und Sport werden Stunden oft gekürzt oder es unterrichten fachfremde Lehrkräfte. Die Schülervertretungen sehen darin eine Gefahr für die ganzheitliche Bildung und bemängeln, dass kreative und körperliche Förderung vernachlässigt werden. An Schulen, an denen der Leistungsdruck ohnehin hoch ist, ist dies besonders problematisch, weil die Nebenfächer wichtige Ausgleichsfunktionen haben.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Umsetzung der Pflichtfachregelung für Informatik. Informatik wird ab dem Schuljahr 2025 an allen weiterführenden Schulen verpflichtend sein. Die Schülerkammer kritisiert, dass von über 600 neu eingestellten Lehrkräften nur sechs eine Ausbildung in Informatik haben. Obwohl die Schulbehörde auf die Existenz von ausgebildeten Informatiklehrkräften und laufenden Qualifizierungsmaßnahmen hinweist, sehen die Schülerinnen und Schüler hier ein klares Missverhältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit. In vielen Schulen unterrichten Lehrkräfte ohne Fachausbildung den Informatikunterricht, was die Qualität und den Lernerfolg beeinträchtigt.

Außerdem geben die Schülervertretungen zu verstehen, dass Vertretungsunterricht oft nicht gleichwertig ist. Es kommt vor, dass Lehrkräfte mehrere Klassen gleichzeitig betreuen, was dazu führt, dass die Gruppen groß und der individuelle Unterricht eingeschränkt ist. Es ist besonders schwierig, eine adäquate Vertretung für längere Ausfälle zu organisieren. Das trifft besonders auf kleine Schulen und solche mit einer ohnehin knappen Personaldecke zu.

Die Erlebnisse der Schülerinnen und Schüler zeigen, dass der Lehrermangel weit mehr als eine statistische Größe ist; er beeinflusst direkt ihren Schulalltag und die Qualität der Bildung. Deshalb ist es notwendig, dass wir die Gewinnung und Qualifizierung von Fachlehrkräften, vor allem in den Nebenfächern und neuen Pflichtfächern wie Informatik, stärker vorantreiben. Sie möchten gleichzeitig, dass mehr auf ihre Bedürfnisse im Schulalltag eingegangen wird, und wünschen sich mehr Mitbestimmung bei der Unterrichtsgestaltung.

Die Rolle der Schulleitungen – Personalmanagement zwischen Planung und Improvisation

Die Organisation und Steuerung des Lehrbetriebs liegt im Zentrum der Aufgaben der Schulleitungen. Im Jahr 2025 ist ihre Rolle entscheidend, da sie das Gleichgewicht zwischen langfristiger Personalplanung und kurzfristiger Improvisation finden müssen. Die Herausforderungen sind zahlreich: Sie müssen den Unterrichtsbetrieb sichern, auf unvorhergesehene Ausfälle reagieren, die Eingliederung neuer Lehrkräfte organisieren und die Bedürfnisse einer immer heterogeneren Schülerschaft berücksichtigen.

Ein zentrales Instrument der Schulleitungen ist die aktive Personalentwicklung. Um Lehrkräften, die nach Elternzeit, Sabbatical oder Auslandsaufenthalt zurückkommen, einen Platz zu sichern, halten viele Schulen gezielt Stellen vakant. Selbst Lehramtsanwärterinnen und -anwärter, die kurz vor dem Ende ihres Referendariums stehen, werden schon frühzeitig in die Personalplanung aufgenommen. Dank dieser vorausschauenden Planung können personelle Engpässe abgefedert und die Unterrichtskontinuität gesichert werden.

Die Schulleitungen müssen gleichzeitig die Fähigkeit besitzen, kurzfristige Veränderungen flexibel zu meistern. Krankheitswellen, unerwartete Kündigungen oder unvorhergesehene Belastungsspitzen machen es notwendig, schnell zu reagieren. Es ist möglich, dass schuleigene Budgets zur Einstellung von Vertretungslehrkräften genutzt werden, aber geeignete Kandidaten zu finden, gestaltet sich häufig als Herausforderung. Die Rekrutierung von Lehrkräften ist besonders schwierig in Fächern mit Fachkräftemangel oder an Schulen in weniger attraktiven Stadtteilen.

In den vergangenen Jahren hat die Digitalisierung der Personalverwaltung einiges an Erleichterung gebracht. Viele Abläufe, angefangen bei der Stellenausschreibung bis hin zur Einstellung, sind mittlerweile digitalisiert, was eine schnellere und transparentere Abwicklung ermöglicht. Trotz allem ist der persönliche Kontakt zu möglichen neuen Kolleginnen und Kollegen ein entscheidender Erfolgsfaktor. Aktiv auf Lehrkräftewerbung setzen Schulleitungen, indem sie Hospitationen anbieten und die Zusammenarbeit unter Kollegen fördern.

Auch bei der Integration von Quereinsteigern und Seiteneinsteigern sind Schulleitungen entscheidend. Sie helfen neuen Kolleginnen und Kollegen bei der Einarbeitung, organisieren Fortbildungen und unterstützen den fachlichen Austausch unter den Lehrenden. Besonders in Zeiten des Lehrermangels sind wir gefragt, mit frischen Ideen und einer offenen Schulkultur neue Lehrkräfte langfristig zu halten und die Unterrichtsqualität zu sichern.

Die Umsetzung neuer Bildungspläne und Reformvorhaben stellt eine besondere Herausforderung dar. Die Einführung des Pflichtfachs Informatik, die Erweiterung der Inklusion und die Digitalisierung des Unterrichts benötigen zusätzliche Ressourcen und eine gezielte Steuerung. Es liegt in der Verantwortung der Schulleitungen, Prioritäten zu setzen, den Fortbildungsbedarf zu erfassen und die Zusammenarbeit mit externen Partnern zu steuern. Dabei stehen sie oft zwischen den Erwartungen der Schulbehörde, den Ansprüchen der Eltern und den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler.

Trotz aller Widrigkeiten schaffen es die meisten Hamburger Schulleitungen, den Schulbetrieb auch unter schwierigen Umständen am Laufen zu halten. Die Eigenschaften Professionalität, Flexibilität und Innovationsbereitschaft sind entscheidend für einen erfolgreichen Schuljahresstart 2025 und die Zukunftssicherheit des Hamburger Bildungssystems.

Gewerkschaften und Lehrerverbände – Kritik und Forderungen zur Unterrichtsversorgung

In der öffentlichen Diskussion über die Unterrichtsversorgung in Hamburg sind die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und andere Lehrerverbände entscheidend. Zum Beginn des Schuljahres 2025 äußern sie sich differenziert: Während sie die vergleichsweise gute Versorgung in der Hansestadt anerkennen, bringen sie gleichzeitig klare Kritikpunkte und Forderungen an die Politik vor.

Die Unterrichtsqualität ist ein zentrales Anliegen der GEW. Es gibt eine kritische Sicht auf den Einsatz von Vertretungslehrkräften und Lehramtsanwärter*innen ohne abgeschlossene Lehramtsausbildung. Schätzungen der GEW zufolge, übernehmen an manchen Schulen bis zu 20 Prozent des Unterrichts nicht voll ausgebildete Lehrkräfte diesen. Dies gilt insbesondere für Mangelfächer wie Naturwissenschaften, Musik und Informatik. Die Gewerkschaft warnt, dass dies die Unterrichtsqualität und die Chancengleichheit der Schülerinnen und Schüler gefährden könnte. Aus diesem Grund fordert sie, dass man sich mehr auf die unbefristete Einstellung qualifizierter Lehrkräfte konzentriert und die Fortbildungsangebote für Quereinsteiger ausweitet.

Ein anderes Thema ist die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte. Die steigenden Schülerzahlen, die neuen Bildungsanforderungen und der wachsende Anteil von Schülerinnen und Schülern mit besonderem Förderbedarf erhöhen die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte. Aus diesem Grund fordert die GEW, dass die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte verbessert werden, die Klassen verkleinert und Lehrkräfte durch zusätzliche Unterstützungskräfte, wie Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen oder Schulpsychologinnen und -psychologen, entlastet werden.

Auch die finanzielle Ausstattung der Schulen wird kritisch betrachtet. Obwohl die Schulbehörde bestätigt, dass alle Schulen ausreichend mit Vertretungsmitteln ausgestattet sind, sieht die GEW hier weiterhin Verbesserungsbedarf. Um die Unterrichtsversorgung in den Nebenfächern langfristig zu sichern und um neue Bildungspläne umzusetzen, werden zusätzliche Mittel gefordert.

Außerdem fordern die Lehrerverbände, dass Schulen mehr Einfluss auf Entscheidungen über Personal und Unterrichtsorganisation erhalten. Ihre Forderungen umfassen mehr Autonomie bei der Auswahl der Lehrkräfte, flexiblere Arbeitszeitmodelle und eine stärkere Einbindung der Lehrerkollegien in die Schulentwicklung. Nach Ansicht der Verbände sind die schulische Selbstverwaltung und das Mitbestimmungsrecht der Lehrkräfte entscheidende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schulentwicklung.

Die Gewerkschaften heben hervor, dass Hamburg im Vergleich zu anderen Bundesländern gut positioniert ist, doch sie warnen vor einem Nachlassen der Bemühungen. Der demografische Wandel, die Digitalisierung und die wachsende Heterogenität der Schülerschaft bringen neue Herausforderungen für das Bildungssystem mit sich. Es ist wichtig, dass die Politik fortlaufend in die Ausbildung und Qualifizierung von Lehrkräften investiert, innovative Konzepte unterstützt und die Arbeitsbedingungen an Schulen weiter verbessert.

Die Diskussion über den Lehrermangel und die Unterrichtsversorgung bleibt auch 2025 ein wichtiges Thema in Hamburg. Die Ansprüche der Gewerkschaften und Lehrerverbände sind ein entscheidender Anstoß, um das Schulsystem in der Hansestadt weiterzuentwickeln und die Bildungsqualität zu sichern.

Ausblick: Investitionen, Innovationen und die Zukunft der Hamburger Schulen

Im Jahr 2025, mit dem Beginn des Schuljahres, wird ein entscheidender Moment für das Hamburger Bildungssystem eingeläutet. Die Schwierigkeiten der letzten Jahre – mehr Schüler, Mangel an Fachkräften und neue Bildungsanforderungen – haben gezeigt, dass wir umfassende Investitionen und Neuerungen brauchen. In Antwort darauf hat die Stadt Hamburg verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Schulen zukunftssicher zu machen und die Bildungsqualität weiter zu verbessern.

Ein wichtiger Fokus liegt auf der weiteren Erhöhung der Lehrkräfte-Ausbildungskapazitäten. In Hamburgs Hochschulen wurden die Studienplätze für das Lehramt erweitert, und es gibt spezielle Qualifizierungsangebote für Quereinsteiger und Seiteneinsteiger. Der Austausch von Fachkräften und neue Impulse für die Lehrerbildung sollen durch Kooperationen mit anderen Bundesländern und internationalen Partnern ermöglicht werden. Zusätzlich setzt die Stadt auf die kontinuierliche Fortbildung der Lehrkräfte, die bereits im Dienst sind, vor allem in den Bereichen Digitalisierung, Inklusion und fachspezifische Weiterbildung.

In der Infrastrukturpolitik setzt Hamburg auf den Ausbau und die Modernisierung der Schulen. In den vergangenen Jahren wurden viele Neubauten erstellt, und bestehende Gebäude wurden mit moderner Technik ausgestattet und saniert. Die Entwicklung digitaler Lernumgebungen hat durch die Corona-Pandemie und die Einführung des Pflichtfachs Informatik einen weiteren Schub erhalten. Interaktive Whiteboards, Lernplattformen und digitale Endgeräte gehören mittlerweile zum Schulalltag dazu. Die Schulen erhalten von der Stadt Hilfe bei der technischen Ausstattung und es werden Mittel für Wartung und Support bereitgestellt.

Es wird immer wichtiger, dass wir neue pädagogische Konzepte entwickeln. Immer mehr Schulen setzen auf projektorientiertes Lernen, Teamteaching und individualisierte Lernwege. Die Unterstützung der Integration von Schülerinnen und Schülern mit besonderem Förderbedarf erfolgt durch multiprofessionelle Teams, bestehend aus Lehrkräften, Sozialpädagoginnen und -pädagogen sowie Schulpsychologinnen und -psychologen. Um den Unterricht praxisnah und lebensweltorientiert zu gestalten, arbeiten Schulen mit außerschulischen Partnern wie Unternehmen, Wissenschaftseinrichtungen und kulturellen Institutionen zusammen.

Die Politik setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit allen Beteiligten im Bildungssystem. Eltern, Schülervertretungen, Lehrerverbände und Schulleitungen werden in die Entwicklung neuer Konzepte und Reformvorhaben einbezogen. Um sicherzustellen, dass die Maßnahmen wirken und bei Bedarf angepasst werden können, sind regelmäßige Evaluationen und eine wissenschaftliche Begleitforschung vorgesehen.

Mit dem Schulstart 2025 beweist Hamburg, dass es auf einem guten Weg ist, den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Eine nachhaltige Verbesserung der Bildungsqualität wird durch Investitionen in Personal, Infrastruktur und Innovationen ermöglicht. In den nächsten Jahren wird sich zeigen, wie erfolgreich die ergriffenen Maßnahmen sind und ob es gelingt, die Potenziale aller Schülerinnen und Schüler zu entfalten und die Stadt als Bildungsmetropole weiter zu stärken.